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Geschichtliches & Wappen

Burg-Reuland, eine geschichtsträchtige Gemeinde

Die südlichste Gemeinde der belgischen Eifel kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, auf die hier zwar nur ansatzweise eingegangen werden kann, die sich aber in manchen Relikten und Gebäuden der Gemeinde widerspiegelt.
Die zweifellos ältesten Zeugen menschlicher Besiedlung unserer Gegend – auch weit über die Gemeindegrenzen hinaus – sind die keltischen Hügelgräber bei Maldingen (Hochtumsknopf), Thommen (Solheide, Köppiger Busch), Grüfflingen (Am Gericht, Wöfger Berg) und Alster (Kleine Hardt), die nach den Erkenntnissen der archäologischen Grabungen der Jahre 2005-2009 in der Eisenzeit (um 500 v. Chr.) entstanden sind. Wo die keltische Bevölkerung genau gesiedelt hat, lässt sich mangels Fundorten heute nicht mehr bestimmen.

Um 50 v. Chr. drangen römische Soldaten und Siedler von Süden in unsere Gegend vor. Sie kamen über die Römerstraße von Reims nach Köln, die an Thommen vorbei führte und weiter in nord-westliche Richtung St.Vith, Amel und Rocherath streifte, um dann weiter nach Zülpich und Köln zu führen. Unweit dieser Straße, die sowohl als Heer- aber auch als Handelsstraße gedient hat, entstanden kleine Ansiedlungen, römische Gutshöfe – sogenannte Römervillen, die vorrangig die Versorgung der römischen Legionen an Rhein und Mosel gewährleisten sollten. Eine solche Römervilla hat sich in Thommen befunden, der genaue Standort ist indes noch nicht erforscht.

Die Ortschaft Thommen muss, was die urkundliche Erwähnung angeht, als die älteste Ortschaft der Gemeinde angesehen werden. In einer Urkunde des Jahres 814, die vom fränkischen König Ludwig dem Frommen gesiegelt wurde, erscheint der Ort unter der Bezeichnung ad tumbas (d.h. bei den Gräbern). Gemeint sind natürlich die Hügelgräber in der Nähe, die die fränkischen Herren auch beeindruckt haben dürften.
In dieser fränkischen Zeit bildeten sich die meisten unserer Dörfer. Die Orte mit den Namensendungen auf –ingen (Grüfflingen, Aldringen, Maldingen), –lar/ler (Weweler, Koller, Oudler, Espeler, Dürler, Lengeler) oder –scheid (Lascheid, Malscheid) sind in dieser Zeit entstanden, wobei, wie im Falle von Aldringen und Maldingen, nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese Dörfer auch schon eine römische, wenn nicht eine keltische Vergangenheit hatten. So ist der Grundriss der heutigen Dorfstraßen in diesen beiden Dörfern typisch römisch (Schachbrettmuster), einige Tongefäße aus dieser Zeit wurden in den 1930er Jahren zwischen den beiden Ortschaften entdeckt und in der Aldringer Kirche wird das Taufbecken von einem römischen Säulenstumpf getragen.

Die relativ friedliche fränkische Zeit endete im 9.-10. Jahrhundert, als fremde Eindringlinge (Normannen, Ungarn) das Land unsicher machten. Eine Folge dieser Eroberungszüge war der Burgenbau. Die herkömmliche Holzbauweise bot keinen wirksamen Schutz gegen diese Angreifer, so dass allenthalben Burgen auf den Anhöhen entstanden, die den Menschen Schutz bei Kriegsgefahr boten und den lokalen Herren eine Festigung ihrer Machtbefugnisse garantierte. Die Burg Reuland ist in dieser Zeit entstanden. Das Herrschergeschlecht derer von Reuland erscheint urkundlich erstmals im Jahre 1128 und schon kaum 200 Jahre später (1313) ist es schon ausgestorben. „Überregional“ bekannt als „Löwe von Reuland“ wurde indes einer ihrer Ritter namens Dietrich, der am Kreuzzug Kaiser Barbarossas ins Heilige Land teilgenommen hat und dort „heldenhaft“ zu Tode kam. In dieser Zeit hatten die Reuländer Burgherren schon ausgezeichnete Beziehungen zur Grafschaft bzw. zum späteren Herzogtum Luxemburg, denn sie bekleideten seit 1384 das Amt des luxemburgischen Erbkämmerers (Finanzverwalters).

Bis zur Franzosenzeit (1795) gehörte das Gebiet der Gemeinde Burg-Reuland zum Herzogtum Luxemburg, war jedoch in zwei größere Unterherrschaften aufgeteilt: Einerseits das Gebiet um Thommen, das den Hof von Thommen bildete, der allerdings über die Grenzen der heutigen Gemeinde reichte und Hinderhausen im Norden, Alfersteg im Westen und Leithum im Süden mit einschloss, und andererseits die Herrschaft Reuland, die sich ausgehend vom Burgort bis Lommersweiler und Holler (Luxemburg) erstreckte. Mit dem Einmarsch der Franzosen fanden diese alten Strukturen ein Ende und die heutige Gemeindestruktur entstand.

Für den Geschichtsinteressierten sei noch auf einige markante Kirchenbauten hingewiesen, die wie die Kirchen von Thommen, Aldringen oder Weweler ihre Wurzeln im 12. Jahrhundert haben. Der Baustil dieser Gotteshäuser ist gotisch, doch finden sich im Innern bemerkenswerte barocke Kirchenmöbel (Altäre, Kanzeln, …), die sich hervorragend in die schlichte Eifelgotik einpassen. Die Pfarrkirchen von Reuland und Espeler sind dagegen homogene barocke Bauten, sowohl was den Baustil angeht als auch das Interieur. Aus den friedlichen Zeiten des 18. Jahrhunderts, der „Österreichischen Zeit“, sind in der Gemeinde noch einige Bauwerke erhalten (z.B. Breitgiebelhäuser in Weisten, das Haus Orley in Reuland, das Pfarrhaus in Thommen, das Schloss in Bracht). Zusammen mit den historischen Wegekreuzen, Grenzsteinen, Kapellen, Dorftränken, Brotbacköfen, Trockenmauern und vielen weiteren Elementen bilden sie ein gebautes Kulturerbe, das unsere ländliche Gegend maßgeblich prägt und sich am besten zu Fuß oder auf dem Fahrrad erkunden lässt.

Wappen

Die heutige Gemeinde Burg-Reuland, die aus der Zusammenlegung im Jahre 1977 der Vorgängergemeinden Reuland und Thommen hervorgegangen ist, darf sich Kraft eines königlichen Erlasses von S.M. König Baudouin vom 26.01.1979 mit dem Reuländer Wappen schmücken. In Blau ein goldener Zickzackrechtbalken. Es handelt sich um die Übernahme des durch Erlass S.M. Königs Baudouin am 29.09.1952 der damaligen Gemeinde Reuland verliehene, selbige Wappen.
Der älteste erhaltene Siegelabdruck stammt aus dem Jahre 1311. Arnold, Herr von Reuland, quittierte in 1311 Thomas, Herrn von septfontaines, Ritter und Edelmann, für mehrere Ausgaben und Lasten. Er siegelte diesen Akt mit einem gefischereckten Rechtbalken. In der Folge gelangte Reuland in den Besitz der Pallandt, die den Ort im übrigen bereits ehedem besessen hatten, und die seitdem ihren Schild verteilten: in 1 und 4 mehrfach geteilt; in 2 und 3 ein gefischereckter Rechtsbalken.

Quelle: Armoiries communale en Belgique. Communes wallonnes, bruxelloises et germanophones, Tome II, Dexia, Brüssel, 2002, S. 880